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Studie: Geschlechtergerechte Sprache beeinflusst kindliche Wahrnehmung von Berufen

 
Letzten Monat wurden die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, die zum Schluß kommt, dass es sehr wohl eine Rolle spielt, ob Berufe in einer geschlechtergerechten Sprache dargestellt werden oder nicht.

„Wenn Berufe in einer geschlechtergerechten Sprache dargestellt werden (Nennung der männlichen und weiblichen Form, zum Beispiel ‚Ingenieurinnen und Ingenieure‘ statt nur ‚Ingenieure‘) schätzen Kinder typisch männliche Berufe als erreichbarer ein und trauen sich selbst eher zu, diese zu ergreifen. Zu diesem Ergebnis kommen Psychologinnen und Psychologen an der Freien Universität Berlin: In zwei Experimenten lasen sie 591 Grundschülerinnen und -schülern Berufsbezeichnungen entweder in geschlechtergerechter oder in männlicher Sprachform vor und ließen die Kinder die Berufe bewerten. Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt in der Fachzeitschrift ‚Social Psychology‘ veröffentlicht.“

Quelle: Pressemeldung der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs e.V.), bildungsklick.de, 09.06.2015

Werden Berufsbezeichnungen geschlechtergerecht präsentiert, trauten sich Kinder viel eher zu, einen „typisch männlichen“ Beruf zu ergreifen als Kinder, denen nur die männliche Pluralform genannt worden war. Die typisch männlichen Berufe wurden nach der geschlechtergerechten Bezeichnung als leichter erlernbar und weniger schwierig eingeschätzt als nach der rein männlichen Bezeichnung.

Ein Erklärungsansatz ist, dass Kinder bereits im Grundschulalter gelernt haben, männlich besetzte Aufgaben mit höherer Schwierigkeit zu assoziieren. Entsprechend kommen die Autor_innen zum Schluss, dass die systematische Verwendung geschlechtergerechter Sprache einen Beitrag dazu leisten kann, mehr junge Menschen für eine Karriere in diesen „typisch männlichen“ Berufen zu motivieren.

Allerdings zeige die Studie wohl auch, dass die Berufe bei der Verwendung geschlechtergerechter Sprache als weniger wichtig angesehen wurden und dass die Bezahlung in „typisch männlichen“ Berufen niedriger eingeschätzt wurde als nach Nennung der rein männlichen Berufsbezeichnung.

Die Originalstudie ist in der Zeitschrift „Social Psychology“ erschienen:
Vervecken, D., & Hannover, B. (2015). Yes I can! Effects of gender fair job descriptions on children´s perceptions of job status, job difficulty, and vocational self-efficacy. Social Psychology, 46, 76-92.

Ein Vorläufer der Studie ist wohl die Dissertation von Dries Vervecken von 2012, die kostenlos als PDF-Datei (1,3 MB) bei der FU Berlin herunterladbar ist.

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